Die Stadt Büsum macht es vor: das kommunale Ärztehaus als Mustervorlage!

Im Beitrag werden zwei unterschiedliche Modelle in Deutschland und ein Modell in Norwegen vorgestellt, wie man erfolgreich gegen fehlende Ärzte auf dem Land vorgehen kann.

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„Unsere ländliche Gesundheitsversorgung wird durchlässiger. Tausende Landärzte fehlen. Anders im dünn besiedelten Norwegen – dort werden Medizinstudenten auf das Landleben vorbereitet. Norwegen, Hammerfest, kurz vor dem Nordkap. Lars Rødland und Ingvild Elverud studieren Medizin. Beide verbringen ihr komplettes letztes Studienjahr in Hammerfest. Am Ende sollen sie sich hier als Landärzte niederlassen.

Sonderförderungszone in Norwegen Hammerfest und die ganze Region Finnmark gehören zu einer Sonderförderungszone. Wer hierher umsiedelt, bekommt einen Teil seines Studienkredits erstattet. Man bezahlt weniger Einkommensteuer, bekommt mehr Kindergeld, Strom ist von der Mehrwertsteuer befreit. Die Stadt braucht jeden Einwohner, und die wiederum brauchen Ärzte. Doch neben finanziellen Anreizen steht auch die praktische Ausbildung im Fokus.

Ingrid Petrikke Olsen stammt aus dem Norden und steckt hinter der Idee, Studenten aufs Landarztleben vorzubereiten. Die Ärztin ist Dozentin an der Arktischen Universität Tromsø, die hier in Hammerfest eine kleine Außenstelle hat. Getrieben von eigenen Erfahrungen als junge Medizinerin, entwickelte sie das Projekt. „Ich habe schnell festgestellt, dass mein letztes Studienjahr besser gelaufen wäre, wenn ich es gleich direkt auf dem Land hätte machen können.“ Seit August 2017 bekommt eine Gruppe von gerade einmal vier Studenten ein Jahr lang einen Intensivkurs, abgestimmt auf die Bedürfnisse der Region, mit Hausbesuchen bei Patienten, Notfallübungen und regulärem Sprechstundendienst in einer Hausarztpraxis.

Neue Modelle auch in Deutschland Und in Deutschland? Im Moment fehlen bei uns 2700 Hausärzte – so auch in Thüringen. Auch hier gibt es neue Überlegungen. Sabine Kuhnen ist Mitte 30, Mutter von drei Kindern und Ärztin. Eine Praxis zu übernehmen, sich in Schulden zu stürzen, den Schritt hätte sie nicht gewagt – bis die Kassenärztliche Vereinigung Thüringen ihr unter die Arme griff. Die hat eine verwaiste Praxis im 2800-Einwohner-Ort Gräfenthal aufgekauft und Sabine Kuhnen dort für zwei Jahre in Teilzeit fest angestellt. So hat Sabine Kuhnen Zeit, sich in Ruhe zu überlegen, ob sie sich selbstständig machen und die Praxis übernehmen will.

Noch einen Schritt weiter geht die Gemeinde Büsum an der Nordsee. Als der letzte Arzt drohte zu verschwinden, hat die Kommune einfach selbst ein Ärztehaus eröffnet und dort fünf Mediziner fest angestellt. Eine Verwaltung übernimmt die administrativen Aufgaben, Ärzte müssen sich nicht hoch verschulden, um eine Praxis zu übernehmen, die Mediziner können im Team arbeiten, und Teilzeitmodelle sind jederzeit möglich.“

Quelle: ZDF, Plan B