Am Samenfest in Dinkelsbühl haben wir einen Vortrag zum Thema „Stadtentwicklung und Permakultur“ gehalten. Das Gemeinsame dieser Bereiche ist nicht nur der regionale, lokale und gemeinschaftliche Ansatz, sondern auch die Gestaltung sozialer (Infra-) Strukturen, die nachhaltige Entwicklung und allen voran die Qualität. Hier möchten wir den Teil des Vortrages vorstellen, bei dem es um die Zertifizierung einer Stadt zur „Qualitätsstadt“ geht.

Was hat also die Stadtentwicklung mit Permakultur zu tun ?
Permakultur will die Balance zwischen individuellen und gemeinschaftlichen Bedürfnissen finden, also nichts anderes, als achtsam miteinander umzugehen. Permakultur setzt auf Langfristigkeit statt auf die kurzfristige Maximierung.

Angelehnt an die Stadtentwicklung können wir nur sagen, dass wir froh sind, dass der kurzfristige Maximierungshype „Outlet“ inmitten der Altstadt vom Tisch zu sein scheint. Wie schaffen wir es jetzt, dem Nachdenken genügend Raum zu lassen und gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern sowie den Stadträten und der Verwaltung eine Stadtentwicklung voran zu treiben, die zeitgemäß ist und die das gemeinschaftliche, soziale und generationenübergreifende Zusammenleben fördert. Stichwort: der von uns gewünschte runde Tisch!

Auf der Folie lesen Sie die Begriffe „Qualitätsstadt“ und „Service Qualität Deutschland“. Der Begriff der Qualität ist für uns viel nachhaltiger als die Adjektive „schön“ oder so vergängliche Superlative wie „schönste“. Dinkelsbühl vermarktet sich nach wie vor als „schönste Altstadt Deutschlands (Focus)“.

Wie vergänglich doch Schönheit im InternetRanking sein kann, zeigt die auf www.welt.de am 30.08.2017 veröffentlichte Seite: „Das sind Deutschlands 15 schönste Kleinstädte“. Die Rankingliste wurde auf der Basis erhoben, welche Städte am meisten als fotogen in Instagram gepostet wurden. Was für ein Unterschied, wenn sich die Stadt Dinkelsbühl statt „schönste“ mit dem zertifizierten Siegel „Qualitätsstadt“ auszeichnen lassen würde!

Statt dem, „wer ist die schönste im ganzen Land“ gibt es handfeste Vorteile, sich als „Qualitätsstadt“ über die Initiative „Service-Qualität Deutschland“ – die es bereits seit dem Jahr 2001 gibt – zu zertifizieren. Beispiele aus unseren näheren Umgebung sind die seit 2015 zertifizierte Stadt Wemding im Schwabenländle und Gunzenhausen im fränkischen Seenland.

Und wie läuft so eine Zertifizierung ab?
Zunächst muß der Bürgermeister bzw. bei uns der Oberbürgermeiseter hinter der Sache stehen, denn der Verweis auf ein Citymarketing oder die Touristeninformation macht noch keine zertifizierte Qualitätsstadt aus. Die Stadt – und die ist hier der Anfang der Qualifizierungskette – muß in einer Größenordnung wie Dinkelsbühl mindesten 15 Betriebe finden, die bei dem relativ einfachen Qualitätsmanagementsystem mitmachen. Das sind in der Regel Handwerksbetriebe, Einzelhändler und Betriebe aus dem Bereich Gastronomie, Hotel und Tourismus, weil in Bayern der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA maßgeblich darauf setzt. Hier ein Zitat vom DEHOGA Bayern Präsidenten Brandl anläßlich der Zertifikatsübergabe der Initiative Service Qualität Deutschland an den Bürgermeister von Gunzenhausen: „dass Standarddienstleistungen zum Rund um Erlebnis werden und Qualität als das entscheidende Wettbewerbsinstrument verinnerlicht wird.“

Das an der Zertifizierung interessierte Unternehmen läßt einen seiner Mitarbeiter zum sog. „Qualitätscoach“ ausbilden. Ziel dieses Vorgehens ist die kontinuierliche Verbesserung der Dienstleistungsqualität. Nach erfolgreich bestandener Zertifizierung erhält das Unternehmen ein offizielles Qualitätssiegel verliehen, das dann 3 Jahre gilt und per Nachqualifizierung verlängert werden kann.

Dafür kann dann das Unternehmen mit dem Qualitätssiegel für sich werben und wenn Sie mal im Internet die Stadt Wemding anklicken, finden Sie dort unter „Wirtschaft“ die Wemdinger Qualitätsbetriebe aufgelistet mit den kompletten Kontaktdaten.

Wenn die geforderte Mindestzahl von Unternehmen die Zertifizierung bestanden hat, darf die Stadt selbst auch – für zunächst drei Jahre befristet – mit dem Begriff der Qualitätsstadt für sich werben. Das ist doch viel nachhaltiger als nur auf irgendeiner Internetseite gerankt zu werden. Denn: die Stadt mit ihren Einzelhändlern haben ja ein gemeinsames Interesse das Siegel „Qualitätsstadt“ oder „Qualitätsbetrieb“ nicht mehr zu verlieren.

Weil wir doch alle davon ausgehen, dass der Qualitätsanspruch bei den Dinkelsbühler Einzelhändlern, der Gastronomie aber auch von sonstigen Dienstleistern eh ganz oben angehängt ist, und dass Kundenfreundlichkeit, zufriedene Mitarbeiter, Imagepflege und damit der Vorsprung im Wettbewerb fest in der Dinkelsbühler Geschäftswelt verankert sind, müßte es doch eine Kleinigkeit sein, dass sich Dinkelsbühl vom „Spieglein Spieglein an der Wand“ zur Qualitätsstadt bekennt.

Die Herausforderung dabei ist, dass man als Unternehmer selber aktiv werden muss, dass die Stadt dahinterstehen muss und hier unterstützend tätig werden muss, weil sie in der Zertifizierung zur Qualitätsstadt einen Vorteil für sich erkennt.